Goldpreis nimmt psychologisch wichtige Marke
Rekord mit AnsageEin kurzer Moment reichte, dann überschlugen sich die Ticker. Gold, das Urmetall des Misstrauens, kletterte erstmals über die Marke von 4.000 USD. Das ist auch eine kurzfristige spekulative Übertreibung, aber die Aufwärtsbewegung speist sich aus mehreren Ursachen: ein festgefahrener US‑Haushalt, wachsende Zweifel an der Tragfähigkeit öffentlicher Finanzen des Westens insgesamt und Zentralbanken, vornehmlich der BRICS-Staaten, die immer stärker auf Physisches statt auf Papier setzen.
Die Dynamik war lehrbuchmäßig. In der Rückschau erwies sich die mehrmonatige Konsolidierung im Bereich zwischen 3.120 und 3.500 USD als Sprungbrett, vom dem aus der raketenhafte Aufstieg begann. Nach mehr als einem Monat ohne ernsthafte Konsolidierung würde man unter normalen Umständen einen steigenden Korrekturbedarf erwarten. Allerdings leben wir offensichtlich nicht länger „unter normalen Umständen“, wovon der Blick auf die tägliche Nachrichtenlage überzeugt. Als ein Treiber hinter der Goldstärke wird gerne auf die Dollar-Schwäche verwiesen. Doch das überzeugt aus mehreren Gründen nicht. Zum einen sind die Phasen dieses inversen Zusammenhangs seltener als vor der Einführung des Euros. Zum anderen stiegen in den letzten Handelstagen US-Dollar und Gold parallel, was Gold aus Sicht des Euro-Anlegers besonders verteuerte.
Der eigentliche Treiber liegt tiefer: Gold reagiert auf den Bruch des Vertrauens in die fiskalische Selbstdisziplin westlicher Staaten. Ein Preis über 4.000 USD ist daher weniger Spekulation als Diagnose. In den Köpfen institutioneller Anleger verschiebt sich der Referenzpunkt – Gold gehört wieder zum Kernportfolio, nicht nur Beimischung. Die Zeiten, als Politik und Medien den Menschen einreden wollten, Gold sei ein „barbarisches Relikt“ sind lange vorbei. Als das eigentliche barbarische Relikt wird sich die vulgäre Schuldenwirtschaft erweisen, mit der Regierungen wahlweise „Welfare“ (Wohlfahrt), „Warfare“ (Krieg) oder sogar beides mit jenem Geld finanzieren, das sie nie hatten.
Shutdown als ökonomischer Blindflug
Seit 1.10. ist die US‑Bundesverwaltung teilweise lahmgelegt. Ausgabenverzögerungen sind eine Folge des sogenannten Shutdowns, eine Art „Entzug light“ für eine Wirtschaft, die an der digitalen Druckerpresse hängt wie ein Junkie an der Nadel. Die dadurch verordnete Knausrigkeit trifft vor allem kleine Auftragsnehmer und beurlaubte Angestellte. Großkonzerne sind auch in dieser Frage „systemrelevant“ genug, um das bessere Ende für sich zu haben. Zu Belastungen kommt es zudem im Reise- und Flugverkehr. Eine direkte Marktfolge besteht beispielsweise darin, dass einzelne Statistiken, etwa zu Beschäftigung und Inflation, nicht oder nur mit Verzögerung erstellt werden können. Für die Börsen sind solche Veröffentlichungen oft Fixpunkte, an denen sich kurzfristig die weitere Kursrichtung entscheidet, auch wenn zunehmend über die Unzuverlässigkeit amtlicher Statistik gespottet wird. Theoretisch bedeutet die geringere Visibilität ein höheres Risiko, welches eingepreist werden sollte. Gestern gab es zumindest kleinere Rücksetzer, die für wachsende Vorsicht an den US-Aktienmärkten sprechen. Allerdings sind die Marktteilnehmer abgeklärt genug, um den Theaterdonner um die Schuldenbremse nicht allzu ernst zu nehmen. Am Ende haben sich Republikaner und Demokraten noch jedes Mal auf eine Erhöhung geeinigt, sonst wären die USA heute nicht mit mehr als 37.000.000.000.000 USD verschuldet.
Ministerpräsidenten-Boule
Bereits kurz nach seiner Kabinettsvorstellung ist der französische Premierminister Sébastien Lecornu schon wieder Geschichte. Der Rücktritt war unvermeidlich, noch bevor die Amtsgeschäfte richtig aufgenommen wurden. Ursache sind aber wohl weniger das konkrete Personal oder die üblichen Streitereien in Koalitionen, die aus Feuer und Wasser bestehen. Es ist schlicht die Mathematik – und die ist gnadenlos. Das französische Defizit erscheint kaum mehr bezwingbar, zumindest nicht mit der üblichen Kosmetik, die gerne als Reform verkauft wird. Immerhin kann sich unser westlicher Nachbar noch Bonität aus Brüssel und indirekt aus Berlin leihen, obwohl es an der Spree ebenfalls hörbar im Gebälk knirscht. Die Rendite zehn- und dreißigjähriger französischer Staatsanleihen befindet sich in der Nähe ihrer Mehr-Jahres-Hochs – Tendenz weiter steigend. Klar, dass die Risikoaufschläge wachsen, denn das Land ist völlig reformunwillig und -unfähig. An der Spitze ist mit Emmanuel Macron ein Staatspräsident, der lieber auf die internationale Bühne flüchtet, als den eigenen Laden in Ordnung zu bringen. Es ist nicht so, dass wir nicht ebenfalls reichlich Politiker dieses Schlages hätten. Die akute Gefahr der französischen Malaise besteht aber darin, dass mit dem Euro ein „perfekter“ Transmissionsmechanismus geschaffen wurde, um aus dem Schlendrian eines Landes eine Schuldenkrise für die ganze Gemeinschaft werden zu lassen.
Heavy Metal für Japan
Mit Sanae Takaichi gönnt sich Japan voraussichtlich die erste weibliche Premierministerin, und das auch noch mit gesteigertem Coolness-Faktor. Die frisch gewählte Vorsitzende der regierenden LDP fuhr gerne Motorrad und war Drummerin in einer Heavy-Metal-Band. Metall ist ein gutes Stichwort, denn ihr wurde schnell das Etikett der „Eisernen Lady“ angeheftet. Sie ist strikt gegen Masseneinwanderung, gilt als konservativ, kompromisslos und fleißig – eine japanische Thatcher, wenn man so will. Fiskalisch dürfte sie allerdings eine Taube sein, was der Yen unmittelbar mit Kursabschlägen quittierte. Die Yen-Schwäche deutete sich jedoch schon im Vorfeld an. Für Aktien scheint die Personalie dagegen ein Glücksfall zu sein. Insbesondere exportorientierte Titel trieben den NIKKEI 225 nach oben.
Paukenschlag der Woche
Advanced Micro Devices (AMD, WKN: 863186) hat durch ein mehrjähriges Liefer‑ und Technologieabkommen mit OpenAI den wohl markantesten Kursimpuls der Woche gesetzt: Die Aktie des Chip-Giganten sprang zeitweise über 30% nach oben. Das Vertragspaket umfasst mehrere Generationen der AMD Instinct‑Beschleuniger und eine schrittweise Skalierung auf Infrastruktur im Multi‑Gigawatt‑Maßstab – ein direkter Angriff auf NVIDIAs (WKN: 918422) Quasi‑Monopol. Für Anleger entscheidend sind die Sekundäreffekte: Zulieferer mit Engpass‑Charakter – allen voran ASML (WKN: A1J4U4) – bekamen Rückenwind, während Rivalen wie Intel (WKN: 855681) und TSMC (WKN: 909800) im Erwartungsmanagement erst noch punkten müssen. Die Kapitalkosten für KI‑Rechenzentren bleiben zwar hoch, doch Sichtbarkeit und Planbarkeit steigen; genau das reduziert die Bewertungslücke für Unternehmen ohne „NVIDIA‑Exposure“. AMD bleibt das Scharnier zwischen Hype und Hardware.
Zu den Märkten
Als wir in der Vorwoche über eine leichte Verbesserung des Chartbilds beim DAX sprachen, war dies noch ein sehr zartes Pflänzchen. Unmittelbar danach kam es am vergangenen Donnerstag zu einem Aufwärts-Gap über die Marke von 24.000 Punkten. Seither konsolidiert der Markt auf hohem Niveau, um nicht zu sagen knapp unter seinem Allzeithoch. Am heutigen Mittwoch kommt erneut Bewegung in den Index. Die Chancen stehen also gut, dass in Kürze ein Angriff auf die bisherigen Rekorde erfolgt, immer vorausgesetzt, es kommt in der Zwischenzeit nicht zu Störfeuer. Verglichen mit den führenden US-Indizes hat der DAX über die letzten Wochen ohnehin einiges an Nachholbedarf aufgebaut. Nicht zuletzt aufgrund der aktuellen Unsicherheiten in den USA könnte der DAX daher wiederentdeckt werden.
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Nachlese „Rohstoffmesse München“
Am vergangenen Wochenende fand in der kleinen Olympiahalle in München eine neue Rohstoffmesse statt. Der Veranstalter hatte vor allem auf die zahlreiche Präsenz von Unternehmen aus dem Rohstoffbereich gesetzt. Vom etablierten Minenbetreiber bis zum Explorer war alles vertreten. Für (potenzielle) Anleger war dies eine gute Gelegenheit einmal mit „ihren“ Unternehmen auf Tuchfühlung zu gehen und Informationen aus erster Hand zu erhalten. Das Rahmenprogramm bildeten vier Fachvorträge, die auf zwei Tage verteilt waren. Zu den Zugpferden gehörten dabei „Mr. DAX“ Dirk Müller und der Rohstoffexperte Prof. Thorsten Dennin. Dass die bei vergleichbaren Messen so beliebten Fachvorträge dünn gesät waren, sorgte beim Publikum für etwas Ernüchterung. Stattdessen gab es eine Vielzahl von Unternehmenspräsentationen. Besonders die Vorträge der bekannten und größeren Unternehmen waren gut besucht. Der Andrang war insgesamt aber überschaubar, was wohl auch dem letzten Oktoberfest-Wochenende geschuldet war. Wer sich für ein konkretes Unternehmen interessierte, war auf der Messe dennoch „goldrichtig“. Wer aber Hintergrundinformationen zu Edelmetallen, zum Kapitalschutz in unsicheren Zeiten oder unterschiedliche und kritische Perspektiven zur Gesamtsituation suchte, der musste schon genau hinsehen. Dann wurde er am Stand von Substanz Investor fündig. Wir bedanken uns an dieser Stelle sehr herzlich für die interessanten Gespräche mit unseren aktuellen und hoffentlich auch künftigen Lesern.
Musterdepots & wikifolio
In der Rubrik Musterdepots & wikifolio berichten wir heute über die Kurstreiber unseres Musterdepots und eine Transaktion. Das große und sehr erfreuliche Monats-Update für September finden Sie hier. Im Musterdepotbereich können Sie sich durch einfaches Blättern einen schnellen Überblick über die Transaktionen der letzten Wochen verschaffen. Um diesen Bereich zu lesen, müssen Sie Abonnent des Substanz Investor Magazins sein und sich auf der Substanz-Investor-Website einloggen. Sollten Sie Ihr Passwort vergessen haben, fordern Sie bitte ein neues bei abo@substanzinvestor.de an.
Fazit
Ein Goldpreis über 4.000 USD ist kein Zufall, sondern Symptom. Der Seismograph hat ausgeschlagen und die Marktteilnehmer sind gut beraten, genau hinzuschauen.
Ralf Flierl, Ralph Malisch
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Die Charts wurden erstellt mit stock3 und Tai-Pan von Lenz+Partner. Diese Rubrik erscheint jeden Mittwochnachmittag.