
Chefredakteur
Editorial 11/2025
Die Staatsverschuldung der USA beträgt ca. 125% bezogen auf das BIP. Die Zinslast darauf lag im Fiskaljahr 2025, welches erst am 30.9.2025 endete, bei rund 1,2 Bio. USD. Solche Zahlen sind sehr abstrakt und sollten in ein sinnvolles Verhältnis eingeordnet werden – daher folgende Überlegung: Wirklich fähig zur Zurückzahlung dieser Zinsen wären nur die ca. 117 Millionen US-Nettosteuerzahler. Von dieser Gruppe hätte dementsprechend jeder einen theoretischen Zinsdienst von etwas über 10.000 USD pro Jahr zu leisten – von Tilgung sprechen wir hier noch gar nicht.
Kurzum: Es ist müßig, sich bezüglich der USA noch Gedanken zu machen über ein sinnvolles Verhältnis von Schulden zu Wirtschaftsleistung – es ist schlicht aus dem Ruder gelaufen! Und das ist in der EU nicht anders, nur dass hier die Dinge komplizierter sind, weil hier alles mit allem zusammenhängt. Aber vor allem hängt das meiste an Deutschland. Insbesondere in Frankreich explodieren die Schulden, und dass die dortigen Zinsen nicht auch explodieren, hat eben … ich sagte es bereits: mit Deutschland zu tun, welches von den Märkten als der EU-Bonitäts- und auch Kapitalgeber der letzten Instanz gesehen wird. Das mag finanzmathematisch richtig sein, aber effektiv bedeutet es, dass der größte EU-Zahler letztendlich mit in den Abgrund gerissen werden wird.
Apropos Frankreich: Das Land stolpert von einer Regierungskrise in die nächste, aber das Volk lässt sich dort von der Politelite nicht so auf der Nase herumtanzen, wie das hierzulande der Fall ist. Und weil man im Inneren den Laden dort nicht mehr unter Kontrolle hat, sucht man sich womöglich im Außen einen Grund, um die Zügel anzuziehen. Dies legt die Anordnung der dortigen Behörden an die französischen Krankenhäuser nahe, sich bis März 2026 auf eine erhebliche Anzahl von Verwundeten einzustellen und entsprechende Kapazitäten aufzubauen. Eine Beteiligung französischer Soldaten/Fremdenlegionäre im Ukrainekrieg hätte dann den womöglich willkommenen „Nebeneffekt“, eine Art Kriegsrecht ausrufen zu können, womit im Lande selbst ein weitaus härterer Durchgriff möglich wäre. Ob Deutschland dann tatenlos danebenstehen würde?
Dass eine finanziell desolate Lage am Ende zu einem militärischen Konflikt führt, wäre im Übrigen nicht das erste Mal in der Geschichte. Daher sollte sich jeder Gedanken machen, wie er sich in diesen Zeiten positionieren will – bezüglich der Finanzen, aber auch darüber hinaus. Einfach nur abwarten und Tee trinken könnte sich am Ende als fatal erweisen.
Mit Josef Schöftenhuber haben wir erstens einen absoluten Experten und zweitens einen Mahner gewinnen können, der definitiv kein Blatt vor den Mund nimmt. Er leitet unsere große Titelgeschichte „Kapitalschutz“ ein (ab S. 6). In zahlreichen weiteren Artikeln und Interviews werden spezielle Themen vertieft – einen Überblick, wo Sie in Sachen Kapitalschutz zu welchem Aspekt fündig werden, liefert der kurze Beitrag auf S. 39.
Unser neuer Name „Substanz Investor“ kommt entsprechend dem Feedback unserer Leser weitgehend gut an. Er passt zu uns, meinten viele; aber er ist auch etwas gewöhnungsbedürftig, meinten andere. Wir sind überzeugt, dass „Substanz“ genau das ist, was wir vermitteln wollen, und dass wir unserem Namen auch gerecht werden.
Viele neue Erkenntnisse beim Lesen dieser Ausgabe wünscht Ihnen
Ralf Flierl
Chefredakteur



