Ist Gold schon zu teuer?

Thomas Hellener

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Kolumne

Gastbeitrag von Thomas Hellener, SOLIT Fonds GmbH

Gold bald bei 10.000 USD
Gute Gründe sprechen dafür, dass die Rally wahrscheinlich erst der Anfang ist. Man betrachte in diesem Zusammenhang nur einmal die jüngste Entwicklung des Goldpreises. Er handelt derzeit auf einem Rekordhoch von 4.200 USD pro Feinunze – ein Anstieg von 117% in den letzten 24 Monaten, ein Zuwachs von 58% gegenüber dem Vorjahr. Der Silberpreis ist sogar noch stärker gestiegen und hat mit knapp 52 USD ebenfalls einen Rekordstand erreicht.

Die fulminante Verteuerung der Edelmetalle vollzieht sich in einer Phase, in der es augenscheinlich keine Krise gibt: Die offiziell gemessene Inflation ist relativ niedrig, die Kapitalmarktzinsen sind nach wie vor recht niedrig, die Kreditprämien sind gemäßigt, und die Weltwirtschaft wächst, befindet sich nicht in der Rezession. Man könnte also durchaus geneigt sein, zu denken: Der Preisanstieg von Gold und Silber ist überzogen, ist Ausdruck von Sorgen in den Märkten, die keine Grundlage haben – und folglich ist mit einer scharfen Preiskorrektur zu rechnen.

Die vorausschauende Botschaft
Man kann jedoch auch zu der Schlussfolgerung gelangen, dass mit dem Edelmetallpreisanstieg eine vorausschauende Botschaft verbunden ist: Gold und Silber verteuern sich, weil Investoren eine heraufziehende Krise befürchten – eine Krise, die sich in den Wirtschaftsdaten und in anderen Finanzmarktsegmenten noch nicht zeigt. Die kritische Größe, um die sich hier alles dreht, ist vermutlich der Kreditmarkt, auf dem der Zins zustande kommt. Die globale Verschuldung ist gewaltig und erdrückend hoch; vielerorts so hoch, dass mittlerweile staatliche Großschuldner in das Fadenkreuz der Finanzmärkte geraten: Die Kreditqualität von z.B. Japan, Frankreich und Großbritannien wird mit wachsender Skepsis beurteilt – und Investoren fordern entsprechend höhere Zinsen bei der Kreditvergabe.

Das Dilemma der Zentralbanken
Gleichzeitig erwarten die Investoren, dass die Zentralbankräte einen drohenden Staatsbankrott abwehren und dass sie dazu vor allem die Zinsen niedrig halten bzw. weiter herunterdrücken – etwa durch Anleihekäufe, die die Zentralbankräte mit neu geschaffenem Geld bezahlen. Und wenn die Regierenden davon ausgehen können, dass die Zentralbanken ihre Schuldpapiere aufkaufen, dann ist natürlich auch der Anreiz bzw. die Notwendigkeit gering, die Staatsfinanzen zu gesunden. Die Folge: Die Verschuldungslage verschlechtert sich weiter.

Noch Steigerungspotenzial?
Die Frage bleibt: Sind die Preise für Gold und Silber schon zu hoch – oder haben sie noch Steigerungspotenzial? Die Aussicht auf niedrige, von den Zentralbanken manipulierte Zinsen ist für sich genommen positiv für die Aktienkurse. Doch für Gold bedeutet dieses Szenario erst recht Rückenwind. Die Konsequenzen aus unserer Sicht: Wir halten unsere Gold- und Silberpositionen weiter und bauen sie als langfristig orientierte Investoren aus guten Gründen sogar aus. In einer solchen hitzigen Marktphase kann es natürlich Preisrücksetzer geben. Dabei sollte der unterliegende Preistrend jedoch weiter nach oben gerichtet bleiben. Ein Goldpreis von etwa 5.000 USD und ein Silberpreis von ungefähr 70 USD pro Unze in den kommenden sechs bis zwölf Monaten ist dabei nicht unrealistisch. Die aktuelle Entwicklung ist weniger Übertreibung als vielmehr rationale Antizipation einer sich anbahnenden Krise.

Thomas Hellener studierte an der Universität Stuttgart Betriebswirtschaftslehre. Er ist Mitgründer der SOLIT Gruppe und Geschäftsführer der SOLIT Fonds GmbH. Mit seiner langjährigen Expertise im Bereich Edelmetallinvestments und der Vermögensverwaltung spielt er eine zentrale Rolle in der strategischen Ausrichtung des Unternehmens. Hellener ist Ansprechpartner für Vermögensverwalter und Vertriebsorganisationen.

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